Rassebeschreibung:
Der Portugiesische Hirtenhund, auch Estrela-Berghund genannt, verkörpert eine sehr ursprüngliche Hunderasse aus Portugal und kann als „klassischer“ Berghund angesehen werden. Er wurde gezüchtet, um seinem Hirten bei vielen unterschiedlichen Aufgaben ein zuverlässiger Helfer zu sein. Der Name des Gebirgszuges Serra da Estrela findet sich zu Recht in seinem Namen wieder, da diese Region eng mit seiner Entstehungsgeschichte verbunden ist. Das „Stern-Gebirge“ ist der westlichste Teil des Iberischen Scheidegebirges und mit einer Höhe von bis zu 1993m das höchste des portugiesischen Festlandes.
Auch wenn diese Hunderasse eng mit dieser Region verbunden ist, weiß man nicht genau, wann und wie sie in diese Gegend gekommen ist. Man geht davon aus, dass es entsprechende Hunde schon vor der Römerzeit (ab ca. dem 8. Jahrhundert v. Chr.) gegeben hat, aber das Einkreuzen anderer Berghunde könnte ihr Erscheinungsbild im Laufe der Zeit beeinflusst haben.
Hirten waren in dieser Bergregion oft allein mit Ihren Schaf- und Ziegenherden unterwegs. Angesichts wilder Tiere brauchte der Hirte einen Hund, auf den er sich in ganz unterschiedlichen Situationen verlassen konnte. Oft war es dann nur seine bloße Anwesenheit, die Wölfen und Bären, aber auch Wegelagerern, die Lust auf einen Überfall vergehen ließ.
Eine Zeitlang war der Bestand dieser Rasse stark gefährdet, bevor ein Umdenken in der Zucht die Bestände wieder steigen ließ. Somit ist diese Rasse auch heute noch ein fester Bestandteil der Hunderassen Portugals und genießt sogar eine zunehmende Popularität.
Wesensbeschreibung
Hirtenhund oder Herdenschutzhund? Ein Hund wie der Cão da Serra da Estrela sollte beide Aufgaben ausfüllen. Mit seiner beeindruckenden Erscheinung und einer Schulterhöhe zwischen 62 und 72 cm gehört er auf alle Fälle zu den sehr großen Hunderassen. Das äußere Erscheinungsbild dieser Hunde erinnert zum einen an Ziegen oder Schafe, zum anderen scheint es mit der Bergvegetation zu verschmelzen. Das Fell kann lang- oder kurzhaarig sein und besitzt oft eine anders gefärbte Unterwolle.
Es kann gewellt oder auch glatt sein, als Anpassung an ein Leben in der freien Natur „borstiger“ als es aussieht, ist falbfarben, wolfsgrau und gelb und manchmal mit weißen Abzeichen durchsetzt. Bei der Haltung als Familienmitglied ist die regelmäßige Fellpflege ein Muss. Der Kopf ist relativ groß und zeigt die für diese Rasse typische schwarze Gesichtsmaske. Die Ohren erscheinen im Verhältnis zum Rest des Hundes eher klein und haben eine dreieckige Form; sie können nach hinten gefaltet werden. Die Schnauze ist geradlinig und wird zur Nase hin etwas schmaler.
Natürlich mussten diese Hunde für ihre vielfältigen Aufgaben Mut und Intelligenz mitbringen, und so sind sie wie alle Herdenschutzhunde in ihrem Handeln und Denken sehr unabhängig. Dieser Charakterzug wird oft als „stur“ fehlinterpretiert, ist aber überlebenswichtig für einen Hund, der fast das ganze Jahr in den Bergen verbringt. Eine Situation frühzeitig einschätzen und das Handeln darauf abstimmen, sind entscheidende Eigenschaften dieser Hunde.
Entschlossenheit die aber nicht kopflos ist! Von ihm wird erwartet konsequent zu handeln, falls es notwendig wird, aber nicht mit übertriebener Härte gegen einen Gegner. Reagiert ein Hund zu aggressiv, laufen brenzlige Situationen schnell aus dem Ruder. Gegenseitiges Vertrauen von Hund und Halter sind für ein Zusammenleben mit einer Ziegen- oder Schafsherde unerlässlich.
Gewissenhaft die Umgebung beobachten und schauen wer sich nähert. Wer ist das? Ist der oder das eine Gefahr? Hat er etwas Wichtiges entdeckt, zeigt er dies durch Anheben seines buschigen Schwanzes an, der dann eine Linie mit der Wirbelsäule bildet. Im Vergleich zu anderen Herdenschutzhunden gilt das Wesen des Estrela-Berghundes daher insgesamt als „gemäßigt“.
Trotz ihrer Eigenständigkeit gehen diese Hunde eine enge Verbindung mit Ihrem Hirten oder einer ganzen Familie ein. Bei der Erziehung eines Estrela-Berghundes bedarf es guter Kenntnisse in der Hundeerziehung und viel Einfühlungsvermögen und Verständnis für die rassebedingten Eigenschaften, vor allem wenn er als Herdenschutzhund ausgebildet werden soll.
Von klein auf an sollte er somit den richtigen Umgang mit allen Familienmitgliedern lernen und dass er sich Kindern oder anderen Tieren des Haushalts gegenüber anders verhalten muss als bei Erwachsenen. Beschützen und Bewachen sind feste Bestandteile seines Wesens und sollten nicht noch extra befeuert werden. Kann er in seiner Familie eine Aufgabe übernehmen, die für ihn einen Sinn ergibt, wird eher geneigt sein, sich mit ihr zu arrangieren.
Anhaltende geistige Unterforderung kann hingegen mit Zerstörungswut quittiert werden. Diese Hunde sind sehr robust, ausdauernd und genügsam, mit mäßig lebhaftem Temperament. Fremden gegenüber verhalten sie sich wachsam und eher distanziert.
Thema Gesundheit
Beim Cão da Serra da Estrela bekannte Erbkrankheiten sind unter anderem Hüftgelenksdysplasie (HD) und dilatative Kardiomyopathie (krankhafte Erschlaffung und dadurch Erweiterung des Herzmuskels). Zu den bei ihm bekanntesten Erkrankungen gehört die Canine Ehrlichiose, die von Zecken übertragen wird und zu den „Mittelmeerkrankheiten“ bei Hunden gehört.
Durch die starke Befellung sind regelmäßige Untersuchungen der Haut ratsam, denn Parasiten wie Zecken können darin schnell verschwinden und übersehen werden. Das Fell sollte jedoch nur im Notfall geschoren werden, denn es dient als Schutzmantel sowohl gegen Hitze als auch Kälte.
Die Lebenserwartung eines Cão da Serra da Estrela liegt bei 10-12 Jahren.
