Rassebeschreibung:
Der Norfolk-Terrier ist eine anerkannte britische Hunderasse, die genau wie der Norwich-Terrier aus der namensgebenden englischen Grafschaft Norfolk stammt. Bis 1964 wurden beide als eine Rasse geführt.
In ganz England gab es im 19. Jahrhundert das Bestreben, lokale, besonders gut als Arbeitshunde geeignete Terrier zu züchten. Da die Grafschaft Norfolk Agrarland war, bestand für die Bauern eine große Bedrohung durch Ratten und Kaninchen, die die Ernte zerstörten, und Terrier dienten der Bekämpfung dieser Schädlinge. Manche Leute besaßen kleine Rudel dieser Terrier, mit denen sie von Hof zu Hof zogen und ihre Hunde gegen Bezahlung einsetzten, um der Rattenplage Herr zu werden. Aber der Norfolk-Terrier wurde auch schon immer als Begleithund gezüchtet, weil er bei den Menschen sehr beliebt war.
Die ersten namentlich bekannten Norfolk-Terrierzüchter verkauften ihre Hunde hauptsächlich als Begleithunde und Schädlingsbekämpfer in Pferdeställen. Um das Jahr 1880 begannen dann einige Gestütsbesitzer mit der regulären Zucht der kleinen Terrier, und es steht zu vermuten, dass andere kleine Terrier, wie etwa der Irish und der Yorkshire-Terrier eingekreuzt wurden, aber auch weitere englische Rassen. Die Zucht der Vorläufer des Norfolk-Terriers lief unter verschiedenen Namen, wie z.B. Trumpington oder Cantab Terrier. Ab 1914 exportierte Frank Jones diese Hunde in die USA, wo sie Jones Terrier genannt wurden.
Der 1932 gegründete englische Norwich Terrier Club führte sowohl Exemplare mit Stehohren als auch solche mit Kippohren unter dem Namen Norfolk-Terrier. Allerdings wurden diese nur selten miteinander verpaart, denn die Züchter empfanden die Ohrhaltung der Nachkommen aus diesen Verpaarungen als unschön, weil sie weder richtig standen noch richtig umkippten. Der Colonsay Zwinger war während des 2. Weltkrieges der einzige, der die kippohrige Variante in größeren Stückzahlen züchtete, die es ohne ihn heute wohl nicht mehr geben würde. Damals gab es diese Terrier in allen Größen und Formen, und ein einheitlicher Rassentyp war nicht wirklich erkennbar.
Erst in den 1950er Jahren begann Esmée O’Hanlon vom Zwinger Gotoground mit einer planmäßigen Zucht, und obgleich sie diese Rasse nur etwa 10 Jahre lang züchtete, veränderten ihre Zuchtbemühungen das Gesicht der Rasse und machten sie zu der, die wir heute kennen. In englischen Zwingern wie Nanfan und Ragus wurde nur ihre Linie gezüchtet, und der Export dieser Hunde bildete den Grundstock für die heutige Verbreitung der Rasse. Der Antrag auf Trennung beider Varietäten wurde 1957 gestellt, und im Jahr 1964 wurde für die stehohrige Variante der Name Norwich-Terrier beibehalten und der kippohrigen der Name Norfolk-Terrier zuerkannt. In den USA erfolgte diese Trennung erst 1979.
Heute ist der Norfolk-Terrier aufgrund seines liebenswürdigen Wesens und seiner praktischen Größe ein sehr beliebter Familienhund. Für die Schädlingsbekämpfung auf Bauernhöfen wird er hingegen kaum noch bis gar nicht mehr eingesetzt, denn heute besteht einfach eine viel zu große Gefahr, dass der kleine Hund dabei überfahren werden oder anderweitig verunfallen könnte.
Wesensbeschreibung
Der Norfolk-Terrier gehört zu den kleinsten Terrierrassen. Er besitzt einen kompakten und kräftigen Körperbau, ein raues, dicht am Körper anliegendes Fell und mittelgroße, V-förmige Ohren, die nach vorne kippen und an den Wangen anliegen. Die Fellfarbe kann alle möglichen Schattierungen von Rot, Weizengelb, Schwarz mit Lohfarben oder auch Grizzle zeigen.
Der Rassestandard des Norfolk-Terriers verlangt ausdrücklich, dass der Hund liebens-würdig sein soll und keinesfalls streitsüchtig sein darf, was auch für den Norwich-Terrier gilt.
Der Norfolk-Terrier ist ein quirliger Hund, der gerne spielt, herumtobt und schmust, ganz gleich, ob es dabei um Artgenossen oder seine geliebte Menschenfamilie geht. Gemeinsame Aktivitäten stoßen bei diesem kleinen, ausdauernden und anpassungsfähigen Temperamentsausbruch auf wahre Begeisterung. Dank seiner schnellen Auffassungsgabe versteht er sehr schnell, was man von ihm erwartet, und er ordnet sich seinem Rudelführer bereitwillig unter.
Die bei anderen Rassen oft übliche Neigung zu eigener Dominanz scheint ihm ein völlig fremdes Konzept zu sein. Dennoch ist bei seiner Erziehung Konsequenz angesagt, denn er versteht es gekonnt, seinen Besitzer mit seiner charmanten Art um die Pfote zu wickeln, was bei zu viel Nachgiebigkeit unerwünschte Folgen haben kann. Der Spruch „Dynamit kommt in kleinen Päckchen“ trifft ausgezeichnet auf diesen selbstsicheren kleinen Kerl zu und kann durchaus darin ausarten, dass er selbst die Führung übernimmt. Werden ihm aber von Anfang an auf liebevolle Weise seine Grenzen aufgezeigt, sollte es gar nicht erst zu derartigen Problemen kommen.
Der Norfolk-Terrier gilt als sehr kinderlieb, was aber eine respektvolle Behandlung seitens der Kinder voraussetzt, denn wie bei jedem anderen Hund kann auch seine Geduld durch ständiges Ärgern überstrapaziert werden.
Thema Gesundheit
Obwohl der Norfolk-Terrier als sehr robust gilt und keine rassetypischen und genetisch bedingten Krankheiten bekannt sind, sollte man darauf achten, dass bei der Zucht nur nachweislich gesunde Tiere Verwendung finden.
Bisher ist davon nur eine Ausnahme bei einer amerikanischen Norfolk-Terrierfamilie bekannt, in der es zu Epidermolytischer Hyperkeratose kam. Darunter versteht man die verstärkte Verhornung eines Plattenepithels, insbesondere des Plattenepithels der Haut, bei der es zu einer Verdickung der Hornschicht bei gleichzeitiger Ablösung von Zellschichten kommt. Diese Krankheit ist jedoch nicht allgemein von maßgeblicher Bedeutung, da es einen entsprechenden Gentest gibt und sie bisher nur bei dieser einen amerikanischen Familie vorkam.
Ein gesunder Norfolk-Terrier erfreut sich einer Lebenserwartung von 12 bis 15 Jahren.