Rassebeschreibung:
Der Kuvasz ist eine anerkannte ungarische Hunderasse. Sein Name stammt von dem Wort Kawass oder Kawash ab und bedeutet soviel wie bewaffneter Wächter oder Bogenschütze, allerdings stammt das Wort, genau wie der Hund auch, ursprünglich aus dem türkisch- asiatischen Raum und nicht wie vielfach angenommen aus dem ungarischen. Bereits Tontafeln aus dem alten Mesopotamien zeigen ganz ähnliche Hunde, die offenbar als Ku-As-Sa bezeichnet wurden.
Dem Kuvasz ähnliche Hunde waren möglicherweise schon im Jahr 375 n.Chr. als Begleiter der Magyaren bekannt, also zur Zeit der ersten großen Völkerwanderung, die mit dem Einfall der Hunnen ins Land der Ostgoten einherging. Einer anderen Theorie zufolge erschien der Kuvasz zu der Zeit in Ungarn, als die Kyptschaken (Kumanen) im Magyarentum aufgingen, also erst im 13. Jahrhundert. Aufzeichnungen aus der Zeit von König Matthias (Matthias Corvinus, 1458–1490) lassen darauf schließen, dass der Kuvasz zu Wolfs- und Bärenjagden des Hofes verwendet, und die besten Exemplare dienten in Kreisen des Hochadels als gegenseitige Geschenke.
Die moderne Forschung belegt eine enge Verwandtschaftsbeziehung des Kuvasz zur Tibetdogge und darüber hinaus eine Abstammung von den Molossern. Die Tiere mussten mutig, klug, kräftig, körperlich gewandt und zäh sein, um Wölfe, Bären, Raubkatzen und menschliche Räuber erfolgreich von den Herden fernzuhalten. Ohne diese Eigenschaften gab es kein Überleben. Obwohl der Kuvasz somit eindeutig ein Herdenschutzhund ist, wird er als Ungarischer Hirtenhund geführt.
Wesensbeschreibung
Der Kuvasz gehört zu den großen bis Riesenrassen. Er besticht durch sein ausdrucksvolles Gesicht und seinen sehr muskulösen, aber dennoch eleganten und harmonisch proportionierten und nicht grobschlächtigen Körperbau. Kuvasz sind starke, großwüchsige Hunde, die ein dichtes, gewelltes, weißes Haarkleid besitzen und den Eindruck von Adel und Kraft vermitteln. Die starke Muskulatur ist gut definiert, und die Gelenke sind scharf umrissen. Sie besitzen ein lebhaftes Temperament, große Beweglichkeit, und ihr Äußeres zeugt von unermüdlicher Leistungsfähigkeit.
Das Fell ist mäßig hart und gewellt, etwas steif, neigt aber nicht zum Verfilzen. Das Deckhaar ist gröber, die Unterwolle fein und flauschig. Der Kopf, die Ohren und die Pfoten sowie die vorderen und seitlichen Bereiche der Vorder- und Hinterläufe unterhalb der Kniegelenke sind ebenfalls mit kurzen, d.h. nur 1 bis 2 cm langen, dicht stehenden und geraden Haaren bedeckt.
Die Rückseiten der Läufe sind mit 5 bis 8 cm langen „Federn“ versehen, die an den Hinterläufen bis zum Sprunggelenk reichen. Sie besitzen eine Halskrause, die sich in die bis zur Brust reichenden Brustmähne verlängert, welche bei Rüden besonders eindrucksvoll ist. Das restliche Haar am Körper, den Oberschenkeln und Oberarmen ist von mittlerer Länge (4 bis 12 cm), reichlich gewellt und bildet oft Haarkämme, -leisten und -büschel. Die Rute weist dichtes, welliges Haar auf, das an der Spitze eine Länge von 10 bis 15 cm erreichen kann. Auffallend sind die dunklen, wachsamen Augen sowie die schwarze Pigmentierung der Nase und Lefzen.
Der Kuvasz ist ein tapferer und furchtloser Hund, der die Personen oder Objekte in seiner Obhut auch unter Einsatz seines Lebens verteidigt. Er ist selbstbewusst und kann bei schlechter Behandlung aggressiv werden. Er ist treu, zuverlässig, liebt seinen Herrn und sein Umfeld, braucht aber auch viel Bewegung und muss beschäftigt werden. Seine Pflege ist einfach, und er übersteht selbst sehr schlechte Wetterverhältnisse schadlos.
Wer sich einen Kuvasz anschaffen möchte, weil er vom Bild des „weißen Riesen“ beeindruckt ist, sollte nochmals darüber nachdenken; als Herdenschutzhund ist er eher ein selbstständig agierender Wachhund mit viel Temperament, der sich am besten dort entwickelt, wo seine natürlichen Instinkte, Bewachen und Beschützen, gefordert sind.
Der Kuvasz ist ein hochintelligenter, selbstständig denkender und handelnder Hund, der seinem Besitzer aus Zuneigung folgt, und je mehr er als Familienmitglied behandelt wird, umso mehr Freude macht er. Trotz seines ausgeprägten Selbstbewusstseins ist er sehr empfindsam. Der liebevoll konsequent und geduldig (niemals mit Härte und Gewalt) erzogene Kuvasz wird ein äußerst treuer und angenehmer, ruhiger Hausgenosse; bei falscher Haltung und groben Umgangsformen kann er jedoch auch zu einem verwilderten und gefährlichen Tier werden.
Der Kuvasz eignet sich gut als Begleit-, Fährten- und Rettungshund, wird jedoch niemals den sprichwörtlichen Gehorsam anderer Hunderassen, wie z.B. des Deutschen Schäferhundes, zeigen, denn dazu ist er zu eigenwillig. Aus genau diesem Grund ist auch von einer Ausbildung zum Schutzhund abzuraten.
Der Kuvasz besitzt eine hohe Reizschwelle, und es ist wichtig, ihn von Anfang an an Kontakte mit anderen Menschen und Hunden zu gewöhnen, damit er umgänglich und freundlich wird, ohne dass seine Wachsamkeit darunter leidet. Er ist sehr ausdauernd und hat Spaß daran, bei kühlerem Wetter neben einem Fahrrad herzulaufen – da kann die Strecke auch schon mal bis zu 15 km betragen. Wenn er von klein auf an daran gewöhnt wird, macht ihn das auch zu einem guten Begleithund für Reiter.
Der Kuvasz steht im Schweizer Kanton Tessin auf der Liste der potentiell gefährlichen Hunderassen; seine Haltung ist dort genehmigungspflichtig.
Thema Gesundheit
Kuvasz können unter erblich und genetisch bedingten Erkrankungen der Augen und Gelenke leiden. Sie sind insbesondere anfällig für Hüftgelenks- (HD)- und Ellbogendysplasie (ED). In selteneren Fällen kann es auch zu Osteochondritis dissecans¹ (OCD oder OD) kommen, einer Lahmheit und/oder Entzündung des Schultergelenks, bei der es durch eine Knochenläsion unterhalb des Gelenkknorpels zur Abstoßung des betroffenen Knochenareals mit dem darüber liegenden Knorpel als freier Gelenkkörper (Gelenkmaus) kommen kann.