Rassebeschreibung:
Der Portugiesische Wasserhund oder auch Cão de Água Português ist eine anerkannte Hunderasse aus Portugal.
Es wird vermutet, dass Wasserhunde bereits in vorchristlicher Zeit von den Persern nach Portugal verbracht wurden, denn dort finden solche als Canis turcus bereits um 600 v. Chr. Erwähnung. Als die iberische Halbinsel später von den Römern besetzt war, wurde von einem „fischenden Hund“, dem Canis piscator, berichtet, und zur selben Zeit war im Rom unter Kaiser Augustus der Canis leo bekannt, ein Hund, der wie ein Löwe getrimmt war; beides weist auf Wasserhunde hin.
Der Cão de Água Português war ursprünglich ein Fischerhund, der die Boote, Gerätschaften und den Fang der Fischer bewachte. Er spürte Fischschwärme mit seinem Geruchssinn auf, gab den Fischern ein Signal zum Auswerfen der Netze und sprang dann ins Wasser, um die Fische in die Netze zu treiben. Er trieb selbst entwischte Fische wieder zurück ins Netz, half beim Einholen der Netze und hielt die Verbindung von Boot zu Boot und zum Festland aufrecht. Früher wurde er an der gesamten Küste Portugals eingesetzt. Mit der zunehmenden Modernisierung der Fischerei löste sich dann aber auch sein Aufgabengebiet in Luft auf, was dazu führte, dass diese Hunde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach und nach fast völlig verschwanden. Anfang der 1970er Jahre gab es weltweit nur noch ungefähr 50 registrierte Portugiesische Wasserhunde, aber in 2008 war ihre Zahl bereits wieder auf rund 10.000 angestiegen, und neuerdings erfreuen sich diese Hunde zunehmender Beliebtheit.
Heute wird der Portugiesische Wasserhund aufgrund seines sanften, freundlichen Wesens und seiner starken Bindungsfähigkeit an seine menschliche Familie in vielen Ländern als Familienhund geschätzt und weltweit gezüchtet. In Portugal und den USA wird er Dank dieser Eigenschaften häufig als Therapiehund eingesetzt. Während der Amtszeit von Präsident Barack Obama war ein Wasserhund namens Bo, ein Geschenk von Senator Edward Kennedy an die Familie Obama zum Einzug ins Weiße Haus, der sogenannte „First Dog“ der USA, dem 2012 ein zweiter, Sunny, derselben Rasse folgte. Die dadurch entstehende Medienpräsenz steigerte die Nachfrage nach dieser Rasse ganz enorm, was wiederum zu der Befürchtung führte, der Portugiesische Wasserhund könne nun zu einem Modehund werden.
Der auch heute noch gültige Rassestandard geht auf den Hund Leão zurück, der in den 1930er Jahren lebte und von einem portugiesischen Fischer aus dem Ort Albufeira stammte.
Wesensbeschreibung
Der mittelgroße Portugiesische Wasserhund ist ein massiver Hund, der typischerweise am ganzen Körper von einem dichten Haarkleid ohne Unterwolle bedeckt ist. Es gibt zwei Fellvarianten, von denen die eine gewelltes, langes und die andere gekräuseltes, kürzeres Haar besitzt. Die Hunde können einfarbig schwarz, braun oder weiß in unterschiedlicher Farbintensität gefärbt oder auch mehrfarbig mit Mischungen aus Schwarz oder Braun mit Weiß sein, wobei die Weißanteile nicht mehr als 1/3 des gesamten Fells einnehmen sollten.
Die Ohren liegen am Kopf an, der Schwanz ist sichelförmig und wird über den Rücken gebogen getragen. Ein typisches Merkmal der Rasse sind Hautverbindungen zwischen den Zehen, die beim Schwimmen wie Schwimmhäute fungieren und den Bewegungs-ablauf unter Wasser unterstützen.
Zum Schutz von Herz und Lunge im kalten Wasser einerseits und für eine maximale Beinfreiheit der Hinterhand andererseits wurden die Hunde traditionell von der Rückenmitte an rück- und abwärts geschoren. Damals diente dies der Gesundheit und dem Arbeitseinsatz dieser Hunde; heute ist es ein Relikt der Vergangenheit. Allerdings ist diese Löwenschur, damals Arbeitsschur genannt, auch heute noch auf europäischen Hundeausstellungen und bei Wettkämpfen Pflicht.
Der Portugiesische Wasserhund ist temperamentvoll, eigenwillig und stolz, dabei aber auch genügsam und ein unermüdlicher Arbeiter. Sein Blick ist durchdringend und aufmerksam, er ist sehr intelligent, versteht nach entsprechender Ausbildung eine Vielzahl an Befehlen seines Halters und ist ausgesprochen gehorsam. Obwohl er sehr wachsam ist, gehört er nicht zu den Kläffern. Seine ausgeprägte Lernfähig- und -willigkeit machen ihn vielseitig einsetzbar, und so hat er großen Spaß an sportlichen Aktivitäten und ist auch für die Ausbildung zum Rettungshund bestens geeignet.
Aber selbst seine große Vielseitigkeit hat ihre Grenzen, und so ist er als Schutzhund nicht wirklich die erste Wahl. Der Portugiesische Wasserhund ist ausgesprochen kinderlieb und erweist sich im Umgang mit Kindern aller Altersgruppen als außerordentlich rücksichtsvoll mit einer sehr hohen Reizschwelle.
Thema Gesundheit
Beim Portugiesischen Wasserhund treten verschiedene genetisch bedingte Erkrankungen auf, die jedoch durch Gentests und entsprechende Zuchtmaßnahmen verhindert werden können. Dazu gehören die Progressive Retinal-Atrophie (PRA), die Storage Disease (GM-1) und Juvenile Dilatative Kardiomyopathie (JDCM). Bei Zuchttieren, die nicht zuvor entsprechenden Gentests unterzogen wurden, besteht eine hohe Gefahr des Auftretens dieser Krankheiten.
Die Storage Disease (GM-1) ist besser unter Bezeichnung Lysosomale Speicherkrankheit (LSK) bekannt und eine erblich bedingte Stoffwechselerkrankung, die durch Fehlfunktionen im Lysosom ausgelöst wird. Sie ist monogenetisch, geht also auf einen Defekt in einem einzelnen Gen (= mono-gen) zurück. Lysosome sind ein in den meisten Körperzellen vorhandene Zellorganellen, deren wichtigste Aufgabe der Abbau („Verdauung“) von körperfremden, aber auch körpereigenen Substanzen ist, der durch eine Reihe von Enzymen katalysiert wird.
Weist eines dieser Enzyme eine herabgesetzte Aktivität auf, kann es den Abbau eines Makromoleküls nicht mehr oder nur erheblich langsamer katalysieren, wodurch sich die abzubauenden Makromoleküle zunächst in der Zelle anreichern. Ab einer bestimmten Konzentration können sie über die Plasmamembran unkontrolliert in die extrazelluläre Matrix gelangen und sich so im gesamten Organismus anreichern. Von der reduzierten Enzymaktivität sind meistens die Leber, Milz und Haut, aber auch das Nervensystem, die Knochen und Knochenknorpel betroffen.
Bei der Juvenilen Dilatativen Kardiomyopathie handelt es sich um eine genetische Schädigung des Herzmuskels, die bei Welpen und Junghunden auftritt. Dieser nimmt an Kontraktions- und Wandstärke ab, wodurch sich das Herz vergrößert, was in der Folge zu Leistungsschwäche, Herzfehlern und letztlich zum Tod führt.
Ein gesunder Portugiesischer Wasserhund kann ein Lebensalter von 12 bis 15 Jahren erreichen.